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HOMESTORY

Anders sein

als die anderen

Eigentlich hat Dirk Gerasch davon geträumt Arzt zu werden. Heute kann er bereits auf 25 erfolgreiche Jahre als Agenturchef von Gerasch Communication zurückblicken.

„Wie das damals so war, hat man dann eben auf einen Studienplatz gewartet und schon mal was anderes studiert“, erinnert sich der heute 56-Jährige an die frühen Achtzigerjahre zurück. Der vermeintliche Not-Studiengang Kommunikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung in Darmstadt entpuppt sich letzten Endes jedoch als Volltreffer. 

„Ich habe recht schnell gemerkt, dass der Studiengang genau mein Ding ist“, sagt Gerasch. „Zudem war die Werbebranche damals mega hip und angesagt – heute ist das mit dem Ansehen leider nicht mehr so.“ Im Studium spezialisiert er sich früh auf das Marketing und beginnt mit ersten freiberuflichen Projekten. „Freelancer waren damals sehr gefragt, insofern gab es genug zu tun“, so Gerasch weiter.

 

Sein Weg führt ihn vier Jahre ins Ausland

Er arbeitet in Frankreich und New York als Marketingleiter bei einem Marktführer in der Computergrafik. „Nachdem ich meine Erfahrungen gemacht hatte, bin ich nach Deutschland zurückgekehrt und habe mein Diplom abgeschlossen“, sagt Gerasch. „Für mich stand zu dem Zeitpunkt fest, dass ich mich selbstständig machen möchte – genug Erfahrung hatte ich, und ein gewisses Budget durch meine Arbeit in Frankreich auch.“

Agenturgründung ohne einen einzigen Kunden

Das eigentlich Entscheidende hat Gerasch zu dieser Zeit allerdings nicht: Kunden. „Ich habe 1991 meine Kommunikationsagentur gegründet, ohne einen einzigen Auftrag in Aussicht zu haben – das war natürlich ein ziemliches Risiko“, erinnert er sich. „Durch meine Zeit als Freelancer in internationalen Netzwerkagenturen war ich überzeugt, dass ich das, was die großen Agenturkonzerne machen, auch selbst kann.“ Und sein Optimismus soll belohnt werden.

„Wir sind dann eigentlich eher zufällig an einen kleinen Marketing-Etat von Pirelli gekommen, die ja in Breuberg sitzen“, erzählt Gerasch. „Es ging um eine Winterreifen-Kampagne – eigentlich hatte ich überhaupt keine Ahnung von der Thematik.“ Dennoch kommt ihm eine folgenreiche Idee: „Bei sieben Grad Winterreifen wechseln – das war unser Claim damals“, so Gerasch. „Und das ist glücklicherweise bei den Leuten hängen geblieben.“

Pirelli 7-Grad-Kampagne
Pirelli 7-Grad-Kampagne

Rapide Entwicklung

Es folgt ein weiterer Etat für Pirelli und schließlich der Gesamtetat.

In kürzester Zeit hat sich „Gerasch & Partner“, wie die Agentur damals noch heißt, zu einer festen Größe entwickelt – nach zwei Jahren zählt das Unternehmen bereits über 50 Mitarbeiter. Das Wachstum geht sogar so rapide, dass die Räumlichkeiten am damaligen Standort in der Mornewegstraße eng werden.

„Das lustige an der ganzen Geschichte ist: Heute weiß man, dass unser damaliger Claim gar nicht stimmt“, sagt Gerasch mit einem Schmunzeln. „Eine pauschale Aussage zu einer bestimmten Temperatur kann man eben nicht geben.“ Die Idee sei allerdings so durchschlagend gewesen, dass viele Auto- und Reifenhersteller auf die „Grad-Argumentation“ aufgesprungen seien.

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Auch in der Folge beweist der Geschäftsführer ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Kunden. Gerasch & Partner verwaltet so Werbeetats in Millionenhöhe und macht sich in der Region einen Namen. „Wir waren Mitte der neunziger Jahre auf einen Schlag die größte und führende Agentur in Südhessen“, so der Geschäftsführer weiter. „Das sind wir bis heute geblieben.“

Die Agentur betreut seit dem aktuellen Relaunch die Standortkampagnen für den Dax-Konzern Merck und war lange für die Volksbank („Volksbanking“) tätig – mittlerweile zählt die Sparkasse zum Kundenkreis. Der Relaunch von Markenauftritten für Wella, Röhm, Freudenberg und Software AG folgen. Zudem werden früh auch erste Digitalprojekte angenommen – etwa der Webauftritt der Hochschule Darmstadt komplett überarbeitet.

Wella Color Disc Freundin
Wella EOS

Stärkere Fokussierung auf Corporate Design

„Um die Jahrtausendwende hat bei mir allerdings ein Umdenken stattgefunden“, erklärt Dirk Gerasch. „Wir wollten in einem Teilbereich zu den besten Agenturen in Deutschland gehören und haben uns deshalb neben dem Corporate Design und der Markenentwicklung auf das Thema Business-to-Business konzentriert.“ Es folgt ein Umzug in eine alte Stadtvilla im Paulusviertel, die Gerasch für sein Unternehmen passend umbaut. Aus Gerasch & Partner wird Gerasch Communication – und die nächsten richtig großen Aufträge lassen auch nicht lange auf sich warten.

Agentur Villa

„Wir haben dann unter anderem für AEG international eine ganze Reihe von Projekten begleitet“, sagt Gerasch. „Außerdem kam 2003 Mercedes-Benz mit einigen Events dazu – da ging es schnell mal um Millionen-Etats für einzelne Veranstaltungen.“ Es folgen zahlreiche Auszeichnungen – Dirk Gerasch ist quasi auf dem Höhepunkt angekommen und doch nicht richtig zufrieden.

Awards

B2B

„Das Ganze hat irgendwann eine derartige Komplexität angenommen, dass es mir keinen Spaß mehr gemacht hat“, erinnert er sich. „Ich habe den B2B-Bereich daraufhin weiter ausgebaut und Gerasch Communication entsprechend neu ausgerichtet.“ Seitdem liegt der Schwerpunkt auf der Markenentwicklung erklärungsbedürftiger Produkte und deren digitaler Transformation.

„Wir haben dort eine hohe Branchenexpertise und sind dank unseres selbstentwickelten Tools für Strategie- und Markenperformance bei großen Playern gefragt“, sagt Dirk Gerasch zufrieden. „In der Region haben wir keinen Wettbewerber, was auch an unserer sauberen Positionierung liegt.“ Das mache längst nicht jede Agentur so: „Die haben dann allerdings auch Probleme.“

Interview: echo-online.de